Gemeinsam suchtkranken Patienten helfen
Nardini Klinikum und Fachstelle Sucht der Diakonie arbeiten künftig enger zusammen
Das Nardini Klinikum Zweibrücken und die Fachstelle Sucht im Haus der Diakonie Zweibrücken haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die die enge Verzahnung der ambulanten und stationären Suchthilfe in Zweibrücken gewährleistet. Hierzu wurde vereinbart, dass die Fachkräfte der Beratungsstelle innerhalb von drei Tagen zu betroffenen Patienten ins Klinikum kommen. Auch gemeinsame Fortbildungsaktivitäten zur Suchtprävention soll es künftig geben.
Sucht ist keine moralische Schwäche und hat nichts mit fehlendem Willen zu tun. Sucht ist eine chronische Erkrankung, die neben der Gesundheit auch andere Lebensbereiche wie Beruf, Familie und Finanzen betrifft. „Ein umfassendes Behandlungskonzept schließt daher neben der Medizin auch professionelle Beratung und Unterstützung ein“ berichtet Privatdozent Dr. Peter Schiedermaier, Chefarzt der Inneren Medizin 2 im Nardini Klinikum. In seiner Abteilung werden pro Jahr rund 150 Patienten wegen einer Alkoholerkrankung entgiftet.
„Die Entgiftung ist eine schwere Zeit für den Patienten und sein soziales Umfeld“ berichtet Anette Schilling, Referatsleiterin der Suchtkrankenhilfe bei der Diakonie in Speyer. „Unser Hilfsangebot in der Klinik wird von Betroffenen oft gut angenommen, da die Patienten in dieser Zeit offen für ihre Probleme sind.“
Für das Nardini Klinikum ist die Diakonie ein wichtiger Partner, da es im Haus der Diakonie weitere Beratungsangebote gibt, die für Suchtkranke von Bedeutung sind. Neben der Sucht- und Schuldnerberatung bietet die Diakonie Zweibrücken auch Hilfen bei Erziehungsproblemen sowie für Schwierigkeiten in der Ehe und der Familie an.
Paul Schmidt ist als Sozialtherapeut seit vielen Jahrzehnten in der Fachstelle Sucht der Diakonie in Zweibrücken tätig. Er verweist auf die sehr gute informelle Zusammenarbeit, die auch bisher schon zwischen dem Klinikum und der Fachstelle Sucht bestand. Schmidt ist gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Köhler für den aufsuchenden Dienst im Klinikum zuständig. Beide betreuen pro Jahr in der Region Zweibrücken-Pirmasens rund 500 Suchtpatienten. Sie werden unterstützt von Selbsthilfegruppen, die für suchtkranke Patienten eine wichtige Hilfe im Alltag sind.
Chefarzt Dr. Schiedermaier verweist auf drei Patientengruppen, die zur Akutbehandlung ins Krankenhaus kommen. „Da sind erstens die akuten Alkoholvergiftungen und zweitens die Patienten, die gezielt für eine Entgiftung aufgenommen werden. Die dritte Gruppe sind Patienten, die bisher symptomfrei waren, bei denen ich aber in der ambulanten Lebersprechstunde erhöhte Laborwerte feststelle, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind“, berichtet Schiedermaier.
In der guten Zusammenarbeit und der frühen Einbeziehung der Fachstelle Sucht sehen die Beteiligten gute Voraussetzungen, um auch die langfristige Erfolgsquote der Behandlung zu verbessern. Bisher sind fünf Jahren nach der Entwöhnung lediglich 30 Prozent der Patienten weg vom Alkohol.
Ein weiteres Problem sehen die Experten in der Zunahme der polytoxischen Abhängigkeiten, vor allem bei jungen Menschen. Diese Patienten konsumieren neben Alkohol auch andere Drogen.
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